Lippisches Landesmuseum Detmold ist international vernetzt
Seit 2016 läuft die internationale Kooperation, in der Archäologen des Lippischen Landesmuseums mit Studierenden und Wissenschaftlern der Universität Cardiff aus Wales und der norwegischen Universität Bergen, eisenzeitliche Wallburgen in der Region Lippe untersuchen. Aktuell steht bei dem Projekt die Wallburg am Piepenkopf, in der Gemeinde Dörentrup-Hillentrup, im Mittelpunkt.
Ähnliche Wallanlagen findet man in ganz Europa, etwa in Großbritannien, Frankreich und Italien. In Deutschland gibt es vielfältige Erkenntnisse über die Eisenzeit (etwa 8. – 1. Jahrhundert v. Chr.) aus Bayern oder Baden-Württemberg, jedoch nicht aus nördlichen Regionen wie z. B. Lippe. Ziel der Untersuchungen ist es, Erkenntnisse über lippische Wallburgen aus der Eisenzeit zu gewinnen und diese mit Anlagen in anderen Regionen zu vergleichen. Warum haben die Menschen in der Eisenzeit überhaupt ganz ähnliche Anlagen errichtet? Gab es einen Wissenstransfer, vielleicht durch Migration, oder kamen die Menschen an unterschiedlichen Orten einfach zu ähnlichen Lösungen?
Wie lebten die Menschen in diesen Anlagen? All dies sind faszinierende Fragen, auf die das Projekt Antworten liefern soll.
Forschungen am Piepenkopf
Der Piepenkopf ist eine, nach aktuellem Forschungsstand, im 3. Jahrhundert v. Chr. errichtete Befestigung in der Mitte des Lipper Berglandes. Im Innern der Anlage ist man bei den Grabungen auf Gebäudereste und Lagergruben gestoßen. Aus der Fülle an Keramikfunden und einem Spinnwirtel, der ursprünglichsten Form einer Handspindel zum Verspinnen von Fasern, vermuten die Wissenschaftler, dass sich innerhalb der Befestigung Wohngebäude befanden.
Besonders angetan hat es den Forschern aber eine 25 – 30 Zentimeter hohe Schicht schwarzer Holzkohle. Die Brandschicht im westlichen Teil des Walls deutet darauf hin, dass die Anlage vermutlich gegen 250 v. Chr. abgebrannt wurde. Bei den Untersuchungen fand man heraus, dass die mächtigen Wallpfosten nicht etwa im Boden des Befestigungswerkes verrottet sind, sondern gewaltsam nach außen über den vorliegenden Wallgraben gezogen wurden. Es kann also von einer kriegerischen Auseinandersetzung, die zur Erstürmung und letztendlich konsequenten Schleifung der Befestigung führte, ausgegangen werden. Die Zerstörungen waren so vollständig, dass der Piepenkopf nicht wieder bebaut und bewohnt worden ist. Solche Spuren mit ähnlicher zeitlicher Datierung wurden auch in anderen Wallburgen in Lippe, etwa auf dem Tönsberg oder auf der Herlingsburg gefunden. Künftige Forschungen sollen klären, warum diese Anlagen nahezu zeitgleich abgebrannt und aufgegeben wurden.
Praktische Ausbildung und öffentliche Einblicke
Die internationale Kooperation bietet Studierenden und Wissenschaftlern der Universitäten Cardiff und Bergen die
Möglichkeit, das praktische Grabungshandwerk zu erlernen. Traditionell wurden die aktuellen Ergebnisse auch dieses Jahr am Tag der offenen Grabung vorgestellt und traditionell war auch das Interesse groß. Über zweihundert Gäste nutzten die Gelegenheit, sich am ersten Sonntag im August über die Fortschritte am Piepenkopf zu informieren und nahmen den stellenweise beschwerlichen Weg zur Wallburg auf sich. Sie erhielten nicht nur Informationen über die Fortschritte der Grabung, sondern auch faszinierende Einblicke in die wichtigsten Methoden der Archäologie, also den Ausgrabungstechniken, dem Datierungsverfahren und der Analyse von Fundstücken.
Zusammenarbeit mit dem Landesverband Lippe
Ein besonderer Dank gilt dem Landesverband Lippe, der den Forschern und Studierenden eine außergewöhnliche Unterkunft kostenlos zur Verfügung stellte. Das Grabungsteam war in der Burg Sternberg im Extertal untergebracht, einer im Jahr 1252 von den Grafen zu Schwalenberg
errichteten Anlage. Diese großzügige Unterstützung trug maßgeblich zum Erfolg des Projekts bei und bot den Beteiligten eine inspirierende Umgebung für ihre Arbeit.
Wallburgen der Eisenzeit
Eine eisenzeitliche Wallburg ist eine Art von Befestigungsanlage oder Festung, die während der Eisenzeit, in Mitteleuropa etwa von 800 bis 100 v. Chr., errichtet wurde. Wallburgen sind in vielen Teilen Europas zu finden. Diese Anlagen wurden oft auf strategisch günstigen Hügeln oder Bergrücken errichtet und bestanden typischerweise aus aufgeschütteten Erdwällen, Gräben und manchmal Palisaden oder Steinmauern. Die Größe der Wallburgen variierte, von kleineren Anlagen bis hin zu großen, komplexen Strukturen, die ganze Gemeinschaften beherbergen konnten. Wallburgen boten nicht nur Schutz, sondern dienten auch als Handels-, Versammlungs- und religiöse Orte. Sie sind heute wichtige archäologische Fundstätten, die Einblicke in das Leben und die Gesellschaft der Eisenzeit geben.