Nordamerika

USA – Magischer Yellowstone, dem heißen Herz der Erde ganz nah!

Der Yellowstone Nationalpark ist nicht nur reich an Naturwundern, sondern auch die wohl mit größte Gefahr für unseren Lebensraum. Eine riesige Magmakammer, so groß wie der Mont Everest schlummert da nicht sehr tief, direkt unter unseren Füßen. Bei einem Ausbruch könnte die halbe USA zerstört werden.

Die Wissenschaftler streiten sich darüber, ob er in naher Zukunft oder in weiter Ferne erneut ausbrechen wird. Fakt ist, dass sich die Caldera jährlich anhebt. Denkt der Besucher an solch ein Szenarium, wenn er diesen größtenteils im Bundesstaat Wyoming liegenden Park besucht oder wähnt er sich trotz alledem in einem Naturparadies? Für uns war nach drei Tagen klar, dieser Park ist eines der größten Highlights unserer zehnjährigen Reise. Dieses einzigartige Ökosystem zeigt hier, was es am Besten kann. Uns faszinieren! Uns in ein natürliches Gleichgewicht bringen. Nicht das Morgen, nicht das Gestern ist in unseren Köpfen, nur das Wichtigste, das Jetzt! Die Farben und Formen lassen jeden Maler vor Neid erblassen und wirken harmonisch und intensiv auf unseren Geist. Überall zischt und brodelt es. Die Farbspektren werden von den in dieser für uns extrem lebensfeindlichen Bereichen von Bakterien und Mikroorganismen erzeugt. Schaurige Geschichten untermalen diese, während wir über angelegte Holzstege mit oder ohne Brüstung spazieren. 

So soll es wochenlang nach gebratenen Steak gerochen haben, als ein junger Bison in eine dieser brodelten Wasserlöcher gefallen ist. Und doch begann auch genau in diesem Milieu das Leben. Kein Wunder, dass wir genau hinschauen, wohin wir auf den Stegen treten und laufen. Jeder tut gut daran, einen gewissen Abstand zum sicheren Tod zu halten. Wir kommen aus dem Staunen nicht heraus, als wir, wie viele andere auch, auf den Ausbruch des Old Faithful warten. Ist er doch der Pünktlichste unter den 300 vorhandenen Geysiren hier im Park. Erst zischt und brodelt es und es dauert seine Zeit bis er dann seine wahre, ganze Größe zeigt. Über 50 Meter spuckt er seine heißen Wassermassen, immerhin bis zu 30.000 Liter, dem Himmel entgegen. Jeder in der wartenden Runde bekommt diese großen Kinderaugen, die es sonst nur zu Weihnachten zu sehen gibt. Jedem entlockt er ein Ah oder Oh, bis er dann wieder in der Tiefe verschwindet und sich die Menschenenge in aufgeregten Gesprächen vertieft, auflöst und Platz macht für die nächsten Besucher. 

Der Tanz auf dem Vulkan ist wohl nur uns bewusst, denn Bison und Hirsch lassen sich von all den brodelnden Löchern um sie herum nicht besonders beeindrucken. Sie dösen direkt neben den immer dampfenden Erdlöchern und genießen den warmen Untergrund. 

Dem Nationalpark gelang es fast 5.000 dieser so scheinbaren ruhigen Giganten wieder zu züchten. Aus gerade mal 21 Tieren. Millionen wurden zu den Zeiten der Besiedelung sinnlos abgeschlachtet, um den First Americans ihre Lebensgrundlage zu nehmen und Weideland für die Farmwirtschaft der europäischen Siedler zu erhalten. Der Nationalpark ist ein wahres Juwel er umfasst 9. 000 km². Auch die Wolfsansiedlung ist ein erfolgreiches Projekt und hat das gesamte Ökosystem des Yellowstone in das natürliche Gleichgewicht gebracht. Ob der Traum der Naturschützer weitergeht und der Yellowstone eine natürliche Schutzzone bis hinauf zum kanadischen Yukon bekommt mit Wildökobrücken und untertunnelte Straßen für die gesunde Entwicklung der Populationen, bleibt fraglich! Dieses wäre aber für das Überleben der einzelnen Spezies notwendig, um den Genpool immer wieder aufzufrischen. 

Bei unserer Planung haben wir versucht, das Beste rauszuholen. Dazu gehören natürlich alle Attraktionen wie das Titelbild, das den Grand Prismatic Spring – das weltberühmte „Yellowstone Auge“ – zeigt oder eben der Old Faithful. Und trotzdem sollte noch genügend Zeit sein für die Momente der Stille. Den Sonnenaufgang, wo die amerikanischen weißen Pelikane ihr Synchronfischen in Perfektion zeigen oder das kühle Bad im kristallklaren Fluss. Sicher, an den ganz großen Attraktionen bist du nicht allein. Doch wer den amerikanischen Besucher kennt, weiß, dass dieser sich nicht weiter als 10 bis 15 Minuten von seinem Parkplatz entfernt, sodass du auf abgelegenen Routen allein in der Natur bist. Das Motto dieser drei Tage war definitiv früh aufstehen und auch das letzte Tageslicht nutzen. Wir bestaunen den Lower Yellow stone-Wasserfall im Grand Canyon des Parks. Wandern am größten Bergsee Nordamerika, dem Yellowstone Lake entlang und nehmen ein erfrischendes Bad im Fluss der natürlich auch Yellowstone-River heißt. 

Während dieser Zeit im Park kamen wir oft aus dem Staunen nicht heraus. Kein Architekt, kein Maler oder anderer Künstler ist in der Lage, diese wunderschöne Natur nachzubilden oder zu erfinden. Die Natur ist und bleibt für uns der wahre Künstler. Wir werden nun nach Wyoming noch die schönen Landschaften Montanas, Idaho und Utah erkunden. Es gibt soviel zu berichten, darüber freuen wir uns sehr.

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Die Natur braucht sich nicht anzustrengen, bedeutend zu sein. Sie ist es.

Robert Walser