Mit Herz und Hand

Handgewebte Unikate aus Lemgo

uschelige Decken aus reiner Wolle. Feine Schals aus weichem Merino, wärmendem Alpaka, edler Seide oder kühler Baumwolle. Handtücher und Tischwäsche aus edlem Leinen. Und alles davon immer zu hundert Prozent, mit Herz und Hand selbst gewebt.

Barbara Wiese-Arend ist ehemalige Firmen­kundenberaterin bei der Sparkasse und immer schon begeistert von allem, was mit Stoffen und Fäden und Farben und Formen und Mustern zu tun hat, vom Handwerken und Selbermachen. Deswegen ist sie auch angekommen: als Textilgestalterin im Handwerk mit Schwerpunkt Weben. Kurz gesagt: Sie ist Handweberin. Wie man sich das so vorstellt, am riesigen Ein-Meter-sechzig-Webstuhl mit Tritten und Schäften und einer großen Lade, mit der die gewebten Reihen zusammengeschoben werden. Das ist echtes Handwerk. Und das ist vor allem eins: Leidenschaft.

Aufgrund ihrer Affinität zum Textilen ist Barbara Wiese-Arend vor fast zwanzig Jahren zum Weben gekommen. Quilten, Nähen, Häkeln, Stricken – irgendwann war es einfach das Weben. Das wollte sie immer schon ausprobieren. Und seit diesem ersten Ausprobieren ist sie davon nicht mehr losgekommen. „Das Webvirus hatte mich schnell infiziert“, sagt sie über sich selbst.

Das Hobby ist schnell ernster geworden. Barbara Wiese-Arend wollte nicht einfach drauflos experimentieren, sondern Techniken lernen und verstehen, warum was wie funktionierte oder eben nicht. Bindungs­lehre, Materialkunde, Gestaltung, Farbenlehre und mehr. Da gibt es viel zu lernen – und hört genau genommen auch nie auf. Bereits nach wenigen vorbereitenden Webkursen machte sie nebenberuflich eine dreijährige Gesellenausbildung zur Textilgestalterin im Handwerk mit dem Schwerpunkt Weben. Im Anschluss nahm sie anderthalb Jahre an Meistervorkursen sowie der anschließenden vierjährigen Meisterausbildung teil.

Mit ihrer Erfahrung ist auch die Anzahl ihrer Handwebstühle gewachsen: inzwischen sind es sechs, in unterschiedlichen Größen, die ihr unter anderem ein paralleles Arbeiten an mehreren Webstücken ermöglichen. Ein kleinerer Webstuhl lässt sich sogar zusammenklappen und auch mal mitnehmen, zum Beispiel zu Vorführungen ihres Handwerks.

Stück für Stück baute sich Barbara Wiese-Arend neben ihrer Arbeit ihr eigenes Unternehmen auf: K 2/2 Handgewebt. Um den Namen zu verstehen, muss man schon ein bisschen Ahnung vom Weben haben. Denn „K 2/2“ ist die Bezeichnung eines Webmusters. Was der Laie nicht weiß: Die sogenannte Köperbindung tragen viele von uns tagtäglich mit uns herum – sie findet sich in vielen Kleidungsstücken, beispielsweise Jeans.

Ganze Kleidungsstücke webt Barbara Wiese-Arend nicht. Dafür entstehen an ihren schwedischen Handwebstühlen zu Hause in Lemgo und in ihrer kleinen Werkstatt in Bielefeld jede Menge Schals, Stolen, Tücher, Wolldecken, Hand- und Geschirrtücher, Tischläufer, Kissenhüllen, Badetücher, Sitzfilze und Wanddekorationen. Auch Auftragsarbeiten sind gelegentlich dabei, zum Beispiel für Babydecken. Und eigene Projektarbeiten wie ihre zwei Wandbehänge-Zyklen „Frühling, Sommer, Herbst und Winter“ in Beiderwandtechnik (2021) und in Cordbindung (2024).

„Mein Sortiment ist sehr breit und der jeweiligen Jahreszeit des anstehenden Kunsthandwerkermarktes angepasst“, beschreibt Barbara Wiese-Arend ihre Produktion. Alle handgewebten Textilien entwirft sie selbst. Das gehört eben auch dazu. Immer wieder hört sie die Frage: „Wie lange braucht man denn, um so ein Geschirrtuch zu weben?“ Die Antwort: sehr lange. Das reine Abweben ist dabei der kleinste Teil. Das dauert nur etwa eine Stunde. Aber davor muss das Design schließlich entworfen, das richtige Material gefunden und der Webstuhl vorbereitet werden. Jahrelange Erfahrung und Liebe zum Detail machen ihre Arbeiten zu dem, was sie sind: Hochwertige und besondere Stücke, fast jedes davon ein Unikat. Denn mit 1:1-Wiederholungen von Mustern und Motiven hält Barbara Wiese-Arend sich selten auf. „Das Weben bietet eine solche Fülle an Möglichkeiten und die nächste Idee wartet schon auf die Ver­wirklichung“, schwärmt sie.

Ihre Begeisterung und die besondere Wertigkeit sind in ihren Webstücken sicht- und spürbar. Details und Farbspiele sind in ihren Stoffen, die sie aus natürlichen Materialien und in kräftigen Farben webt, keine Seltenheit. „Das ist hochwertig und fühlt sich auch gut an.“ Aus der Natur zieht sie generell viele ihrer Inspirationen. Das alles macht K 2/2 Handgewebt aus.

Unterstützung erhält Barbara Wiese-Arend in ihrem kleinen Unternehmen von Ehemann Rüdiger, der als fleißiger „Weberknecht“ mit viel Geduld hilft: Beim Schalfransen knoten, mit einer helfenden Hand beim Aufziehen der Kette auf den Webstuhl, oder sogar damit, Leichtes abzuweben, beispielsweise Spültücher. Barbara Wiese-Arend ist dankbar für die Hilfe, die es ihr ermöglicht, ihren Web-Traum zu leben.

Auch bei Beratung und Verkauf auf diversen hochwertigen Kunsthandwerkermärkten unterstützt ihr Mann. Barbara Wiese-Arend war bereits regelmäßig Ausstellerin auf einigen Märkten in der Region: Unikat Halle, Tausendschön in Minden, Kunst­handwerkermarkt am Schloss Detmold und LWL Weihnachtsmarkt Ziegelei Lage. Der Radius ist in den letzten Jahren gewachsen – auch Kunsthandwerkermärkte in Worpswede, Hildesheim, Goslar und im Museum Tuch + Technik in Neumünster werden angefahren. Da wird das Wohn­mobil vollgepackt und los geht’s. Die 
Saison geht von August bis Dezember. Und zwischen den Markt-Wochenenden wird gewebt, gewebt, gewebt …

Von Januar bis April, nach dem Weihnachtstrubel und vor Beginn der Garten- und Urlaubssaison, steht für Barbara Wiese-Arend die Weitergabe ihres Wissens auf dem Programm. Bei etwa zehn Webkursen, die jeweils ein Wochenende dauern, können Interessierte in Einzelunterricht das Einrichten des Handwebstuhls oder in kleinen Gruppen das Weben am eingerichteten Webstuhl erlernen. Außerdem hat sich eine feste kleine Gruppe für Bindungslehre in Theorie und Praxis etabliert. Wer sein Wissen mit einem konkreten Projekt vertiefen und zum Beispiel eine eigene große Wolldecke oder einen Schal weben möchte, für den bietet Barbara Wiese-Arend in Einzelabsprache auch individuelles Projektweben an.

Die Atmosphäre bei den Webkursen ist sehr entspannt. „Alle sind immer sehr textilbegeistert, das macht wirklich viel Spaß“, beschreibt Barbara Wiese-Arend ihre Webkurse. Nach so einem Wochenende gehen die Teilnehmenden müde und glücklich und mit drei verschiedenen handtuchgroßen selbstgewebten Stücken nach Hause. Manche davon kommen an einem anderen Wochenende mit Begeisterung nochmal wieder. „Es ist immer wieder schön zu sehen, wenn das Webfieber noch jemanden packt“, lächelt Barbara Wiese-Arend. Sie weiß schließlich, wo so etwas enden kann. 

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