Reisebericht Nr. 50

10 Jahre Nordamerika

Unzählig viele Sonnenaufgänge und 50 Reiseberichte weiter! Wo stehen wir Heute?

„Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und zu hoffen, dass sich etwas ändert.“ – Albert Einstein

Euch allen ein herzliches Dankeschön, dass ihr unsere Reiseberichte gelesen habt, dass wir all unsere schönen Momente mit Euch teilen durften und wir immer eine positive Resonanz bekommen haben. Als wir damals in Hamburg zum Hafen gefahren sind, um uns auf unseren ganz eigenen Weg zu machen, hörten wir immer wieder wie mutig wir doch wären. Und selbst nach dem ersten gedruckten Reisebericht konnten auch wir noch nicht begreifen, was es für uns bedeuten wird.

Nun zehn Jahre und 50 Reiseberichte später sehen wir so vieles klarer, warum wir diesen Schritt getan haben. Auch wir hielten es zeitweilig, aufgrund unserer Prägung und Erziehung, für ein Davonlaufen. Für ein Flüchten vor uns selbst, weil das Gefühl irgendwie in dieser Gesellschaft nicht zu bestehen, nicht glücklich werden zu können, in unseren Köpfen kreiste. Doch während wir auf unserer Reise waren, kamen dann immer häufiger diese glücksbringenden Momente und Erlebnisse, wo wir uns gegenseitig ansahen und sagten: „Schau mal, wenn nicht all dies oder das in unserem Leben passiert wäre, wären wir jetzt nicht hier!“ Würden dann genau diesen unglaublichen Moment oder das traumhafte Erlebnis nicht erleben. Deshalb sage ich heute, manche Menschen müssen „scheitern!“ Umwege gehen, die oft auch schmerzhaft waren. Manchmal sich und alles gegen die Wand fahren, um zu sehen, was es da wirklich noch Wesentliches für sie gibt. Dann gibt es Menschen die an irgendeinem Punkt in ihrem Leben dies „Aha“–Erlebnis haben und daraufhin alles gottgegebene umwerfen, um sich neu zu entdecken. Wir, wir wollten einfach keine Dinge mehr tun, die uns nicht gut tun. Die uns, als „Na ja, das ist halt so“, verkauft wurden. Wir wollten Gestalter unseres eigenen Lebens werden. Dazu zählte vor allem, lebendig zu sein. Auch mal verrückt. Dazu mussten wir unsere Bedürfnisse außerhalb des Funktionswahnsinns und des Hamsterrades kennen und die vermeintliche Komfortzone verlassen. Wir wollten frei sein und selbstbestimmt und das am Besten immer!

Heute weiß ich, ich war nie überdurchschnittlich mutig! Dies mussten wir auch gar nicht sein, es war das, was sich in uns wie selbstverständlich anfühlte, wir hatten es nur tief vergraben. Nun ist es ein ganz normales Leben was wir führen, nicht für jedermann aber für uns beide. Wären wir diesen Weg so nicht gegangen, könnten wir uns wohl nicht gut anschauen im Spiegelbild. Nicht der Mut hat uns bewegt, sondern das Verlangen unsere eigenen Bedürfnisse endlich zu sehen und zu leben und das mit einer inneren Überzeugung, der Selbstverständlichkeit! Denn dann, benötigt die Seele nicht den Mut. Dieser ist nur ein falsches Etikett, um jemanden zu bewegen etwas zu tun, was er gar nicht möchte. Die Selbstverständlichkeit ist der Weg zu Dir selbst. Wer waren wir? Und wer sind wir heute? Oder was hat uns verändert? Wir sind immer noch dieselben Menschen, jedoch hat sich unser Horizont um ein vielfaches erweitert. Unsere Einstellungen zu vielen festgefahrenen Ansichten können wir mit einem Lächeln zur Seite schieben. Das fängt bei der Gelassenheit an, die wir benötigen um den Südamerikaner auch Stunden nach dem vereinbarten Zeitpunkt mit einem Lächeln zu begrüßen und hört auf mit den Gedanken, das irgendeine Regierung oder eine andere Institution unser Leben verbessern kann. Wir haben gelernt nicht das, was wir verkörpern mit unseren deutschen Normen, ist der Nabel der Welt. Um so schneller wir begreifen und akzeptieren wie die Welt tickt, um so besser kommen wir zurecht.

War da auf der Überfahrt auf unserem Schiff nicht der Buchhalter, der an jedem Hafen meinte, hier müssten aber die Arbeitsabläufe unbedingt optimiert werden. Und die immer noch so korrekte Englischlehrerin, mit ihrem unter den Arm geklemmten Spanischkurs, die mich schon am ersten Tag fragte, bei welchem Level ich denn sei im Spanischen. Heute muss ich darüber wirklich schmunzeln. Wer oder was mich früher massiv verunsichert oder irritiert hat, nehme ich heute kaum noch wahr. Wir lernen, wir können niemanden ändern außer uns selbst, und das ist schon nicht ganz einfach und braucht seine Zeit. Wo wir früher schnell weiter mussten, können wir heute wochenlang einfach da sein. In uns hat sich das Gefühl irgendetwas zu verpassen oder erleben zu müssen in Luft aufgelöst.

Nun werden wir gefragt: „Wenn ihr so lange unterwegs gewesen seid, wo gefiel es euch am Besten?“ Diese Frage brennt dem Leser oder Zuhörer wohl auf der Seele und wir haben natürlich eine Antwort gesucht. Und das fiel uns nicht ganz leicht, aber für uns ist Argentinien das Land, was in unserem Herzen einen ganz besonderen Platz erhält. Es waren die Menschen dort, die uns wachrüttelten. Sie zeigten uns, was wirklich wichtig ist im Leben. Und dazu gehört nicht das teure Auto, die goldene Armbanduhr oder der immer wiederkehrende „all-inclusive Urlaub“. Wirklich wichtig im Leben ist es, die Zeit die wir hier geschenkt bekommen haben, mit Liebe und Freude zu füllen und dieses zu teilen, auch mit ganz fremden Menschen! Sich mit Dingen zu beschäftigen und mit Menschen zu umgeben die dich positiv auffüllen und die nicht Deine Lebensenergie ziehen. Dafür ist uns unsere Lebenszeit hier auf Erden mittlerweile viel zu kurz.

Diese Bilder heute in diesem Reisebericht zeigen wieder nur eine kleine Spur von dem, was unsere Augen gesehen haben und unser Herz schneller schlagen lies. Nicht ein Land allein hat unser Herz berührt, nicht ein Land allein hat uns mit unseren inneren Bedürfnissen in Berührung gebracht. Nein es war die Summe der Ereignisse mit den Menschen, mit den Tieren und mit den Landschaften. Diese Momente die oft unerwartet in Dein Leben treten und dich direkt in den tiefen deines Inneren berühren, wenn Du es dann zulassen kannst. Wir können Euch heute nur wieder einen kleinen Einblick geben und freuen uns, wenn diese Bilder auch Dich auf irgendeine Art ein wenig berühren. Das „Titelbild“ stammt aus Mexiko und zeigt die Terrassenbecken des „Hierve el Aqua“. Es ist mystisch, morgens allein dort unter einem Feigenbaum zu sitzen und das Farbspiel das die Sonne zaubert zu beobachten. Die versteinerten Wasserfälle in der direkten Nähe, brauchten Millionen von Jahre, um dieses Ausmaß anzunehmen.

Wiedermal erscheinen wir so unbedeutend in Gegenwart von Mutter Natur. Unser Fazit nach zehn Jahren: Wenn Euch Euer Leben so wie es ist, nicht gefällt, ändert es, findet heraus, was Euch berührt, was in Euch vergraben wurde. 
Es muss sich wie selbstverständlich anfühlen wenn ihr es gefunden habt. Und dann braucht ihr keinen Mut um euren ganz eigenen Weg zu gehen.

Anke und Wolfgang

 

Image Archepark