Wir geben nicht nur Geld

Interview mit dem Vorsitzenden des Theaterfördervereins, Jürgen Wannhoff

Seit 1970 engagieren sich die Mitglieder des „Vereins zur Förderung des Landestheaters Detmold“ für den Erhalt und die Weiterentwicklung unseres weit über Lippe hinaus bedeutenden kulturellen „Leuchtturms“. Aus der Initiative einiger weniger vorwiegend Detmolder Honoratioren ist eine aus breiten Bevölkerungsschichten bestehende Interessenvertretung für das Landestheater, die „Theaterfreunde“ geworden. Sie fördern regelmäßig einzelne Produktionen und die Jugendarbeit mit erheblichen Summen. Darüber hinaus stehen die mehr als 600 Mitglieder auch für die breite ideelle Unterstützung, auf die Deutschlands größte Reisebühne verlässlich zählen kann.

Frage: Die „Theaterfreunde“ sind mit mehr als 600 Mitgliedern einer der mitglieder-stärksten Theaterfördervereine bundesweit. Worauf führen Sie den regen Zuspruch zurück?

Wannhoff: Das hat viel mit dem Engagement meiner Vorgänger zu tun – von Gründungsvorstand Bernhard Willée über den ehemaligen Regierungspräsidenten Walter Stich bis zum früheren Direktor der Detmolder Arbeitsagentur, Dr. Harald Hiltl. Der Zuspruch hat aber auch viel mit der Liebe zu unserem Landestheater zu tun. Das Theater ist eine unverzichtbare kulturelle Institution. Die Zuneigung der Menschen in unserer Region haben wir vor einigen Tagen, am 18. Februar bei unserem restlos ausverkauften Theaterball intensiv spüren können.

 

Frage: Wie beurteilen Sie den Stellenwert des Vereins im kulturellen Diskurs in Lippe? Wird der Verein entsprechend seiner Bedeutung „gehört“?

Wannhoff:  Der „Macht“ von mehr als 600 Mitgliedern macht die Bedeutung dieses Fördervereins aus. Mit dieser „Macht“ gehen wir verantwortungsvoll um und bringen sie nur in Debatten ein, die grundsätzliche Fragen betreffen. Das war bei der der sogenannten „Spardebatte“ rund um unser Theater vor einigen Jahren der Fall. Da mussten wir uns einmischen. Das haben wir auch gemacht – vor Ort, aber vor allem auf Landesebene.

 

Frage: Wie kann der Verein dem Theater jenseits der regelmäßigen finanziellen Förderung helfen?

Wannhoff: Die Mitglieder geben nicht nur Geld. Theaterbälle, Preisverleihungen oder Neujahrsempfänge schaffen zusätzliche Anreize für einen Beitritt. Dies gilt nicht nur für Einzelpersonen, sondern verstärkt auch für die Industrie und Gewerbetreibende. Eine vielfältige kulturelle Landschaft mit Theater, Musikhochschule, Museen, Bibliotheken und Archiven ist ein starkes Argument im Wettbewerb um die so dringend benötigten Fachkräfte.

 

Frage: Es ist kein Geheimnis, dass es zunehmend schwerer wird, junge Leute für eine Vereinsmitgliedschaft oder gar die Übernahme von Verantwortung zu gewinnen…

Wannhoff: Einer unserer Schwerpunkte ist die Unterstützung des „Junges Theaters“. Wer einmal miterlebt hat, mit welcher Begeisterung und welchem Ideenreichtum die jungen Menschen etwa bei den „Schultheatertagen“ zu Werke gehen, wird gern bestätigen, dass wir auf einem guten Weg sind. Mit Aktionen wie dieser verbinden wir die Hoffnung, die nachfolgende Generation für das Theater begeistern zu können – wenn nicht sofort, so dann doch in späteren Lebensabschnitten.

 

Frage: Land und Kommunen stehen wegen der aktuellen Herausforderungen unter einem enormen finanziellen Druck. Das beinhaltet immer die Gefahr, dass der Kulturetat regelmäßig unter Druck gerät. Hat die Kultur eine ausreichende Lobby?

Wannhoff: Mit den „Theaterfreunden“ haben Landestheater und die Kultur insgesamt eine starke Lobby. Wir sind der Überzeugung, dass Kulturförderung keine Subvention ist, sondern eine unverzichtbare Investition in die Zukunft. Kulturförderung ist immer auch eine Förderung der Gesellschaft als Ganzes, eine Förderung dessen, was uns zusammenhält. In Zeiten der Globalisierung, der Digitalisierung und des zunehmenden Hasses und der Hetze gegen Anderslebende und -denkende sollte man sich das sehr gut überlegen, ob man die ohnehin knappen Kulturmittel zusammenstreicht.

 

Frage: Was können die Theaterfreunde konkret tun, wenn es mal wirtschaftlich schlecht um unser Landestheater steht?

Natürlich kann ein ehrenamtlich arbeitender Verein mit einem vergleichsweise niedrigen Beitragsniveau nicht im Alleingang das Landestheater finanziell retten. Aber er kann Zeichen setzen, in der Öffentlichkeit für die Belange der Kultur werben, deren Bedeutung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt hervorheben, mit Entscheidungsträgern regelmäßig Austausch pflegen. Auf diese Weise ist es in der Vergangenheit immer wieder gelungen, Krisen zu meistern und die Zukunft des Drei-Sparten-Hauses zu sichern.

 

Herr Wannhoff, wir wir bedanken uns herzlich für das Interview.

Image Theater Freunde ©

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